Rückblick aufs 1. Halbjahr 2023: Und erstens kommt es anders als geplant
Unglaublich aber wahr... Die erste Hälfte des 2023 ist bereits Geschichte! Wenn ich zurückblicke, ist dieses geprägt von wunderbaren Highlights, aber auch Herausforderungen und viel Müdigkeit. Ich habe viel erreicht und viel gelernt. Habe geplant und doch wieder umdisponieren müssen. Denn erstens kommt es anders als geplant... und zweitens ist der Weg wichtiger als das Ziel. Bei alldem konnte ich mich aber immer auf meinen treuen Begleiter, Ratgeber und Wegweiser verlassen: Mein Atem!
Meine Highlights im 1. Halbjahr 2023
Highlight #1: Meine Blog-Power
Meine Schreibfeder war im ersten Halbjahr 2023 fleissig. Ich bin ja mit Begleitung von The Content Society ins neue Jahr gestartet. Da erhalten wir jeweils jede Woche eine unverbindliche Blogempfehlung von Judith Peters. So sind ein paar tolle Artikel entstanden, die mich noch heute sehr freuen. Zum Beispiel mein Liebesbrief an den Atem oder Was ist Atemmassage. Auf letzteren habe ich dann auch viele positive Reaktionen erhalten, was meinem Anfänger Blogger Herz natürlich gut getan hat.
Einmal habe ich doch tatsächlich innerhalb von einem Nachmittag einen Artikel zum Thema Herz-Intelligenz geschrieben. Ich, die ich normalerweise Ewigkeiten habe, bis ich etwas veröffentliche! Da war ich am Vortag an einer spannenden Weiterbildung des Atemfachverbandes und war so begeistert von dem Einfluss des Atems auf unser Herz- und Nervensystem, dass ich dies gleich weitererzählen wollte und mich an einem Sonntag sofort an den Laptop gesetzt habe!
Insgesamt sind bis jetzt sieben Artikel und sechs 12 von 12 Posts entstanden. Ehrgeizig wie ich Ende letzten Jahres war, habe ich mir fürs 2023 ganze 30 Artikel vorgenommen. Da hinke ich noch ziemlich hinter her. Es war mir eigentlich immer klar, dass das Ziel, einen Blogartikel pro Woche zu schreiben, für mich enorm hoch war. Aber ich hatte doch gehofft, mehr zu schaffen. Mein Perfektionismus und die Angst, etwas Falsches zu schreiben, lässt grüssen. Jedoch bin ich mit diesen Stolpersteinen bei meinen KollegInnen in der The Content Society in guter Gesellschaft. Scheinbar geht das vielen so. Sogar unserer Mentorin Judith Peters - und die hat nun weiss Gott schon viele Artikel geschrieben. Sie ermutigt uns deshalb auch immer wieder, einfach dran zu bleiben, weiterzumachen und wenn nötig neu anzufangen. So bin ich stolz auf mich und meine bereits veröffentlichten Blogartikel. Ich habe nämlich immerhin einen pro Monat geschrieben!
Fürs zweite Halbjahr will ich die Kontinuität des Bloggen aufrecht erhalten, aber mir auch realistischere Ziele setzen und die Messlatte - getreu meinem Jahresmotto - etwas tiefer halten. Mein Blog soll in seinem eigenen Rhythmus entstehen und wachsen dürfen. So wie es mir die Natur vorzeigt und so wie ich es in der Atemtherapie immer wieder erfahren darf. Es gibt viele (Atem)-Techniken, die uns in unserem Tun unterstützen und uns zu mehr „Leistung“ verhelfen können. Aber mir ist klar geworden, dass auch beim Schreiben das eigentliche Ziel das Finden und Beibehalten des eigenen Rhythmus ist. So ist es im Leben, beim Atmen und auch im Alltag beim Schreiben.
In der atemtherapeutischen Arbeit helfen mir die Grundsätze „der Atem folgt der Bewegung“ und „er folgt der Aufmerksamkeit“. Wenn etwas schwierig ist, „gehe mit dem, was ist“. So kann sich der eigene Atem-Rhythmus bzw. derjenige der Klientin zeigen und wir ihn zusammen finden. Aufs Schreiben übersetzt heisst das dann wohl, der eigene, natürliche (Schreib)-Rhythmus folgt der (Schreib)-Bewegung und der Aufmerksamkeit aufs Schreiben, nicht dem Fokus auf eine Anzahl Blogartikel oder eine andere Form von Zielen bzw. To Do Listen.
Zum Glück steht im August in The Content Society die Blogdekade an. Da wollen wir innert 10 Tagen 10 Blogartikel veröffentlichen. Das ist ein ideales Übungsfeld, um das oben Gesagte umzusetzen und auszuprobieren. Ich werde mir also nicht wie üblich eine Anzahl Blogartikel zum Ziel setzen, sondern eine Anzahl Stunden pro Tag als Schreib-Praxis. Meinen Fokus werde ich auf das richten, was sich beim Schreiben zeigt und was ich und meine Schreibe Moment für Moment gerade benötigen. Was eigentlich nichts anderes ist, als Atem- und Achtsamkeitspraxis im Alltag umgesetzt.
Highlight #2: Gemeinsam atmen
Ich freue mich, dass meine Atemkurse im vergangenen Jahr auf grosse, zum Teil sogar sehr grosse Resonanz gestossen sind. So hatte ich zum Beispiel das Vergnügen zusammen mit dem Frauenbund Rothenburg zwei Atemkurse ausschreiben zu dürfen, welche sehr gut besucht waren. Mit einer grossen Gruppe zu arbeiten ist einfach immer wieder toll, denn da zeigt sich die individuelle Wirkung einer Atemübung deutlicher als in einer kleinen.
Mich fasziniert dabei immer wieder, dass eine Person sich nach einer Übung wach und angenehm aktiviert fühlt und bei jemand anderem dagegen das Gefühl von Müdigkeit dominieren kann. Aber ist es nicht überall im Leben und im Alltag so? Selbst wenn die Ausgangslage, zB zu viel Stress und Arbeit im Büro, bei dir und mir gleich bzw. ähnlich erscheint und wir die gleiche Massnahme dagegen ergreifen, zB eine ausgiebige Joggingrunde, kann diese bei dir entspannend und erfrischend wirken und ich dagegen fühle ich mich danach vielleicht noch erschöpfter und ausgelaugter als zuvor. In der Atemtherapie schulen wir deshalb unsere Körperwahrnehmung, um damit diese individuellen Bedürfnisse, deren Erfüllung zu Regeneration und Rückgewinnung der inneren Balance führen, zunehmend differenzierter erfassen zu können.
Bei den Mini-Gruppen, die ich jeweils bei mir in der Praxis habe, geniesse ich es andererseits ganz besonders, auf die individuellen Bedürfnisse und Fragen der Teilnehmenden eingehen zu können. Gerne stelle ich auch mal mein Programm um oder integriere ein spezifisches Anliegen spontan in meinen Ablauf.
Die Rückmeldungen meiner Kursteilnehmenden zeigen deutlich, welch tiefe und wohltuende Wirkung Atem- und Achtsamkeits-Übungen haben können. Besser könnte ich es jeweils auch nicht formulieren. Mich motivieren solche Feedbacks sehr, meinen Weg, die Atemtherapie bekannter zu machen, konsequent weiter zu gehen.
So habe ich auch gerne den Wunsch einer Teilnehmerin aufgenommen, die meinte, mein Kurs gehe viel zu schnell vorbei und müsste eigentlich wöchentlich und nicht nur während vier Malen stattfinden. Daraufhin habe ich spontan im Juni bis zu den Sommerferien nochmals einen Atem-Workshop angeboten und schreibe die kommenden Kurse jeweils von Schulferien zu Schulferien aus.
Highlight #3: Zwischen Eiffelturm und Montmartre
Im Februar ging ein sehr grosser Wunsch von mir in Erfüllung. Ich besuchte endlich die Stadt der Liebe! Meine Eltern und meine Schwester haben mir diesen Städtetrip zum Geburtstag und auf Weihnachten im letzten Jahr geschenkt. Gemeinsam mit meiner Schwester und ihren drei Mädels erforschte ich dann an vier Tagen diese wunderbare Stadt. Es war einfach eine coole Zeit mit ihnen. Wir haben fein gegessen und geschlemmt. Wusstet ihr, dass die Franzosen ein absolut himmlisches Risotto zaubern können, welches aber geschmacklich nichts mit einem italienischen Risotto zu tun hat?
Einmal standen wir sogar noch vor der Sonne auf - und wir sind alle keine Morgenmenschen -, damit wir einen Platz zum Frühstücken im Café de Flore - bekannt aus dem Film "Emilie allein in Paris" - bekamen. Zu den normalen Zeiten warten dort jeweils lange Menschenschlangen vor dem Eingang auf Einlass. Aber nicht nur fanden wir auf Anhieb einen grossen Tisch und wurden fürstlich bewirtet, nein, wir kamen auf dem Weg dahin auf der Pont Neuf sogar noch in den Genuss des Sonnenaufgangs.
Selbstverständlich standen nebst dem Eiffelturm noch viele weitere Sehenswürdigkeiten auf unserem Plan. Dabei setzten sich die Mädels vor diesen gekonnt in Szene und drehten Videos gefühlt ohne Ende… Mit ihrem Social Media Groove haben sie mich dann auch angesteckt. Plötzlich ertappte ich mich, dass ich vor dem Knipsen noch schnell meine Haare richtete, was ich sonst nie tat, oder ein Video von mir nach einer Tik Tok Vorlage aufnehmen liess, in welchem ich vor dem Eiffelturm stand und laut meine Freude in Paris zu sein, verkündete.
Unvergesslich sind mir aber auch die vielen, langen Gespräche über Gott und die Welt, die wir bei einem feinen Dessert oder Essen führten. Oder das lange Suche nach dem Laden, in welchem ausgewählte, kleine und "günstige" YSL-Artikel zu kaufen waren. Ich beobachtete mit einem Schmunzeln auf den Lippen, wie die drei Mädels ausflippten über Feueranzünder, einfachste Stoffbags und Kondome mit dem YSL-Logo. Die „günstigen“ Preise lagen allerdings immer noch zwischen 30 bis 50 Franken! Aber was für sie natürlich wirklich zählte, war das Logo! Die Zeit verging bei all den Entdeckungen leider wie im Flug.
Getreu meinem Jahres-Motto 2023 "Let it flow, let it happen" hat die Meditationspraxis auch im vergangenen halben Jahr einen festen und wichtigen Platz in meinem Alltag eingenommen. Auch auf meinem Paris Trip wollte ich das beibehalten. So habe ich mir zum Ziel gesetzt, vor möglichst vielen Sehenswürdigkeiten ein Meditationsfoto von mir machen zu lassen. Es waren natürlich nur Mini-Meditationen. Aber sie haben mir für einen kurzen Moment meinen Innen-Raum und den Aussen-Raum ganz klar bewusst gemacht und ich konnte so - bei allem Trubel im Aussen - immer wieder gut den Boden unter mir spüren und mich bei mir verwurzeln.
Beim Fotografieren hat mich meine Schwester tatkräftig unterstützt. Und wie du sehen kannst, hat es allen einen Heidenspass gemacht... Ich wusste übrigens bei der Aufnahme des Fotos nicht, was die Mädels hinter mir für Faxen machten…
Herausforderungen und Learnings im 1. Halbjahr 2023
Learning #1: Mein Jahresmotto hat es in sich
Anfangs Jahr, als ich mein Motto "Let it flow, let it happen" fürs 2023 wählte, dachte ich noch: „Meditationen, Achtsamkeit und bewusstes Atmen werden mich sicherlich gut durch die kommenden Monate tragen. Egal, was das neue Jahr mit sich bringt.“ Weit gefehlt! Es kam mal wieder anders und ich muss gestehen: Mein Jahresmotto fordert mich gewaltig heraus.
Im Ziele setzen bin ich gut. Und im diszipliniert Abarbeiten meiner To Do-Listen bin ich eine wahre Weltmeisterin. Aber meine gesundheitliche Situation hatte zur Folge, dass mein Energieniveau sehr tief und stark schwankend war und auch mein Selbstwertgefühl durch fehlende bzw. zu geringe Serotonin und Dopamin Ausschüttungen immer wieder arg in den Keller ging. Von Ziele erreichen war ich deshalb meist weit entfernt. Ausserdem wurde mir durch die komplementärmedizinische Behandlung, der ich mich unterzog, schnell klar, dass ich auf meine üblichen Doping-Strategien "Kaffee und Schoggi" dringend verzichten musste, um wieder gesund zu werden. Nur... wie soll ich ohne durch den Tag oder besser gesagt über meine To Do Berge kommen? Und wie soll so Flow entstehen?
Meine wichtigste Lektion: Annehmen, was und wie es ist! Das tönt einfach, war es aber ganz und gar nicht. Ich haderte und zweifelte. Einmal schoss mir doch tatsächlich der Gedanke durch den Kopf, all meine Bestrebungen gesund zu werden, über Board zu werfen und wieder zurück zum Auspowern zu gehen, nur damit ich endlich wieder einmal mein "normales" Tagespensum bewältigt kriegte...
Ich weiss aus meiner Achtsamkeits-und Atem-Ausbildung, dass Annehmen und Akzeptieren, was ist, eines der wichtigsten Grundprinzipien der Achtsamkeit und der Resilienz ist. In meinem Blog Artikel "Wie du schwierige Lebenssituationen gut überstehst" habe ich selber geschrieben:
"… Denn das Annehmen meiner Fähigkeiten, meiner körperlichen Möglichkeiten, wie sie mir aktuell gerade zur Verfügung stehen ... und das Sein mit dem, wie es gerade ist, ist der erste Schritt auf dem Weg zur Wandlung. …"
Tja, und dieses Annehmen löste ein Sturm von (unangenehmen) Gefühle in mir aus, die es wiederum galt anzunehmen. Es gab drei Sachen, die mir dabei halfen:
1) Mir war klar, dass ich wieder gesund werden wollte. Für meine Lieblingsmänner und weil auf meiner Bucket List des Lebens noch einiges stand, was ich erleben wollte. Eine Umkehr zu "Doping", Disziplin und ständigem über meine Kräfte gehen kam für mich nicht mehr in Frage.
2) Meine Gewohnheit, Tagebuch zu schreiben und meine eigenen Atemtherapie Sitzungen schriftlich zu reflektieren. Dabei erkannte ich nämlich immer wieder, dass - auch wenn nur in Mini Schritten - sich doch Tag für Tag, Monat für Monat etwas an meiner gesundheitlichen Situation änderte. Meine Situation blieb nicht statisch und konstant. Auch wenn sich dies im Alltag oft so anfühlte. Nein, ich entdeckte in meinen Notizen von Mal zu Mal kleine und kleinste Verbesserungen - und so blieb ich dran.
Und schliesslich 3) das afrikanische Sprichwort, welches mir immer wieder in den Sinn kam:
"Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht."
Dieser Spruch liess mich jeweils spontan lang und tief ausatmen und im Moment ankommen. Einen kurzen Augenblick lang lösten sich bei mir alle körperlichen Anspannungen. Diese körperliche Reaktion war verbunden mit einer tiefen Ahnung über ein Wissen meines Körpers, dass es gut war, so wie es gerade war, und ich mich nicht beeilen, nichts erreichen musste…
Mit dieser Erkenntnis gehe ich nun ins 2. Halbjahr und schaue, was aus dem Annehmen und Akzeptieren entsteht. Ganz nach dem Motto "Let it flow, let it happen."
Learning #2: Hallo Energie?
Ich ahnte schon Ende letzten Jahres, dass die lange Betreuung eines kranken Familienmitglieds sehr stark an meine Substanz gegangen ist. Meine Schlafprobleme, brökelnde Fingernägel und meine bleiche Gesichtsfarbe, die stark an ein Leintuch erinnerte, sprachen Bände. So begab ich mich in komplementärmedizinische Hände...
Die Frage der Ärztin, ob ich den oft müde sein, öffnete mir die Augen, noch bevor die Ergebnisse der Blutuntersuchungen vor mir lagen. "Müde? Nein. Das würde ich nicht so bezeichnen. Das fühlt sich eher an wie eine sehr tiefe Erschöpfung..." Ich realisierte in diesem Moment, wie stark ich in den vergangenen Wochen und Monaten mit den täglichen Kaffees und einem hohen Schoggi Konsum mein wachsendes Ruhebedürfnis unterdrückt hatte. Da auch mein Blutdruck eher etwas hoch war, erhielt ich die Empfehlung, höchstens noch drei Kaffees pro Tag zu trinken und auf jegliche Form von Zucker zu verzichten. Das habe ich - diszipliniert wie ich bin - gleich konsequent umgesetzt und kam prompt und schonungslos mit meiner Müdigkeit in Kontakt.
Wir haben dann mit Protein Infusionen, bioidentischen Hormonen, Mineralstoffen und Pflanzentinkturen gearbeitet. Zudem ging ich regelmässig selber in die Atemtherapie. Einerseits um das Erlebte aufzuarbeiten, andererseits um die starken Verspannungen mittels Atemmassagen zu lösen, so dass ich wieder erfahren durfte, was es heisst, in einem entspannten Körper "zuhause" zu sein. Zudem reduzierte ich mein Arbeitspensum, um genügend Raum für Ruhe und Musse zu haben und machte täglich kurze Spaziergänge an der frischen Luft... Trotzdem musste ich mir im Frühling eingestehen, dass meine Rekonvaleszenz weder von heute auf morgen, noch in den nächsten Wochen abgeschlossen sein würde, sondern vermutlich einige Monate, vielleicht auch das ganze Jahr andauern würde... Auch wenn ich mit der Zeit eine leichte Verbesserung wahrnehmen konnte, fühlte ich mich doch noch meilenweit entfernt von "wieder fit sein".
Mitte April fielen mir schliesslich die Bücher „Nebennierenschwäche“ von Katia Trost und Anne Schmuck sowie „Der Aufstand der Hormone. Wie unser Lebensstil Schilddrüse, Nebennieren und Stoffwechsel stresst“ von Dr. med. Aviva Romm in die Hände (unbezahlte Werbung). Ich lernte die hormonellen Zusammenhänge genauer kennen und wie ich diese durch die Ernährung positiv beeinflussen konnte. Zu dieser Zeit war ich an einem Punkt, wo ich nach jedem Strohhalm griff. Meine immer noch regelmässig schlaflosen Nächte brachten mich trotz aller Achtsamkeit und komplementärtherapeutischen Unterstützung an meine Grenzen. So entschloss ich mich, meine Ernährung entsprechend den Empfehlungen aus diesen Büchern umzustellen. Das hiess: gluten- und zuckerfrei, ohne Koffein und Alkohol, kein Convenience Food oder Zusatzstoffe, und nichts, auf was ich allergisch reagieren könnte. Alles selber zubereitet…
Eisern hielt ich das durch. Auch wenn das Kochen als Vegetarierin in einem Haushalt voller Fleisch-Esser und Teigwaren-Liebhaber alles andere als einfach und unkompliziert war. Ich merkte nämlich rasch, dass diese Ernährung mir gut tat. Und nach zwei Wochen schlief ich zum ersten Mal wieder mehrere Tage am Stück durch!
Heute verweist meine Nespresso-Kaffeemaschine zuhause und ich habe den Getreidekaffee Cappuccino lieb gewonnen. Richtigen Kaffee trinke ich nur noch ganz selten, wenn ich bei jemanden auf Besuch bin. Und auch da wähle ich immer mehr einen Tee. Wer mir das vor einem Jahr prophezeit hätte, dem hätte ich glatt den Vogel gezeigt...
Learning #3: Knochenarbeit "(Atem)-Therapie"
Bereits letztes Jahr holte ich mir während der Betreuung des kranken Familienmitgliedes atemtherapeutische Unterstützung, damit ich bestmöglich mit der grossen Belastung umgehen konnte. Diese regelmässigen Sitzungen gehörten logischerweise dann auch zu meinem Genesungsprozess.
Für mich sind diese Stunden jeweils extrem wertvolle Boxen Stopps - zum Auftanken, zum Reflektieren, zur Inspiration, zum Wachsen... Zum einen ist da ein Gegenüber, welches für mich da ist und dem ich voll und ganz vertraut. Bei ihr kann ich einfach so sein, wie ich gerade bin und was mich gerade ausmacht. Mit ihr an meiner Seite schaffe ich es, jeweils auch unangenehme Gefühle wahrzunehmen und zu akzeptieren. Das bedeutet meist der ersten Schritt aus der Blockade hinaus hin zur Veränderung. Gleichzeitig sind dies diejenigen Momente, die an die Substanz gehen. Sie verändern Wesentliches in mir und darum bezeichne ich solche Therapie Momente auch als Knochenarbeit. Diese ist anstrengend, aber lohnend. Allein würde ich den unangenehmen Gefühle vermutlich versuchen auszuweichen. Da spielt es keine Rolle, dass ich selber Therapeutin und Psychologin bin. Aber zusammen mit meiner Therapeutin kann ich hinsehen und wahrnehmen.
Meine Therapeutin erinnerte mich aber auch immer wieder an meine Stärken und Ressourcen - denn die vergesse ich all zu oft oder halte sie für so selbstverständlich, dass mir nicht (mehr) bewusst ist, welch wertvolle Schätze ich selber in mir trag und die mir helfen können, gesund zu werden. So wurde und wird meine psychische Widerstandskraft gestärkt.
Im vergangenen halben Jahr gab es aber oft auch Zeiten, in denen ich einfach nur müde war und nicht "Knochenarbeit", sondern "Tragen lassen", entspannen und zur Ruhe kommen angesagt waren. Da freute ich mich in den Genuss einer Atembehandlung oder einer Atemmassage zu kommen. Einen Moment Pause auf der Behandlungsliege und alles an Gewicht, an Last und Verantwortung abgeben zu können. Danach fühlte ich mich erfrischt, zentriert und wieder ganz bei mir und in meinem Körper zuhause.
Während der Atemtherapie Ausbildung war die eigene Lehrtherapie ein wichtiger Bestandteil des Ausbildungsprogrammes. Schliesslich ist das Erfahrungswissen des Einzelnen ein zentraler und tragender Pfeiler der Atemtherapie Methode. Wir mussten aber auch viele Formulare ausfüllen. Dokumentieren, reflektieren... Uff! Manchmal war es echt viel. Aber beim Ausfüllen der Lehrtherapie Formulare realisierte ich jeweils, was mein eigentliches Thema war oder was ich gerade benötigte. Ich erkannte Veränderungsschritte, die seit der letzten Sitzung oder über mehrere hinweg geschehen konnten. Das hat mich beeindruckt. Darum habe ich die schriftliche Vorbereitung und anschiessende Reflexion der Eigentherapie beibehalten, auch als ich dazu längst nicht mehr verpflichtet war.
In meinem Genesungsprozess der letzten sechs Monate waren diese Reflexionsmomente Gold wert! Zu sehen, dass es vorwärts ging - auch wenn ich immer noch einfach nur müde war und nicht schlafen konnte -, motivierte mich dran zu bleiben und den Kopf nicht hängen zu lassen. Ich erkannte durch meine Reflexionsnotizen all die vielen, kleinen Schritte auf meinem Weg zum "Genesungs-Gipfel", die ich schon unternommen hatte und ich weiss - auch wenn ich es mir zwischendurch kaum vorstellen kann -, dass diese schwierige Lebensphase in ein, zwei Jahren nur noch eine Episode unter vielen vergangenen sein wird...
Mein Versprechen für die 2. Hälfte des Jahres
Rückblickend freue ich mich sehr über die grossen und kleinen Erfolge des ersten Halbjahres und bin zufrieden, was ich bis jetzt erreicht habe.
Selbst die zähen Momente der Herausforderungen kann ich jetzt schätzen, denn ich sehe die Veränderung und meine Weiterentwicklung.
In den nächsten sechs Monaten will ich meinen Fokus nun auf folgende Projekte legen:
- Es soll weitere Atemkurse geben. Geplant sind zwei Morgen- und zwei Abend-Kurse in meiner Praxis in der Zeit von Ende August bis Ende September und von Mitte Oktober bis ca. Mitte Dezember. Ich bin gespannt, welch wunderbaren Menschen ich dabei begegnen darf und was wir gemeinsam erfahren und lernen dürfen.
- Mein Blogger-Reflexions-Fazit will ich unbedingt im 2. Halbjahr so gut es geht umsetzen und mir eine regelmässige, sprich tägliche Schreibpraxis aufbauen. Die Aufmerksamkeit soll dabei verstärkt auf der Achtsamkeit im Schreibprozess liegen und weniger auf der Menge der publizierten Artikel.
- Bis anhin ist es mir noch nicht so recht gelungen, eine regelmässige, entschleunigende Abendroutine zu etablieren. Zu oft war ich einfach nur müde und der Wunsch, auf direktem Weg ins Bett zu gehen, zu übermächtig. Vielleicht habe ich aber auch noch nicht die für mich stimmigen und passenden Sachen dazu gefunden. Ich werde aber nicht locker lassen, weiter suchen und Verschiedenes ausprobieren.
- Und auch wenn ich Ende letzten Jahres alles andere als überzeugt davon war, wieder einen Atem-Adventskalender für Interessierte anzubieten, spüre ich zudem wieder die Lust darauf, einen solchen zu kreieren. Vielleicht mit einer Kooperationspartnerin oder einem Partner?
Kommentar schreiben