Die Graphologie ist ein diagnostisches Verfahren, in dem anhand vielfältiger Hinweise auf Fähigkeiten und Eigenschaften der schreibenden Person geschlossen wird. Wesentliche Kriterien bei einer Analyse sind nicht in erster Linie die Formen der einzelnen Buchstaben, sondern zB die Verhältnisse der einzelnen Schriftelemente (Grösse, Weite etc.) zueinander. Aber auch der Ablauf der Bewegung und die Gestaltung des Raumes sowie die Schreibspur wird untersucht. Diese Indikatoren können beim Schreiben nicht bewusst verändert werden, weshalb sie aufschlussreicher sind als Einzelmerkmale. Auf dem Hintergrund von psychologischen Erkenntnissen und Konzepten werden diese Informationen miteinander verknüpft und verarbeitet.
Die Graphologie nimmt den Menschen als Ganzes wahr. Charakteristische Eigenheiten seines Wesens sind erfassbar und mögliche Auswirkungen im sozialen Kontext können abgeleitet und beschrieben werden. Hinweise zur Intelligenz, zur Art des Denkens, zur Arbeitsweise, Belastbarkeit und zur Persönlichkeitsreife sowie zum Kontakt- und Führungsverhalten ergänzen das Bild.
Schriftanalysen eignen sich besonders als Abrundung eines Gesamteindrucks, als Ergänzung zu Assessments, zur Überprüfung des Selbstbildes oder als second opinion.
Aus einer Handschrift kann vieles, aber längst nicht alles über eine Person gesagt werden. So kann beispielsweise keine Aussage gemacht werden, was eine Person tatsächlich in seiner Biografie erlebt hat oder was er inhaltich konkret denkt, wünscht, glaubt oder hofft. Es ist auch nicht möglich, anhand von Schriften Prognosen zu stellen, Krankheiten zu bestimmen oder über eine allfällige kriminelle Disposition zuverlässige Angaben zu machen.